Weitsichtig und nachhaltig: JA zum Postulat Wärmeverbund
In Kürze
Schulhaus, Turnhalle und das Gemeindehaus werden nach wie vor mit Öl beheizt. Im Rahmen der Schulhauserweiterung setzt der Gemeinderat auf eine isolierte Lösung für das Grossbühl, zum Gemeindehaus liegt keine Planung vor, die klimaschädliche Ölheizung zu ersetzen. Eine verpasste Chance, finden Karin Kälin und Max Eichenberger, und fordern den Gemeinderat in einem Postulat auf, ein kleines Fernwärmenetz mit einer zentralen Holzschnitzelheizung zu prüfen.
Der Aufwand für diese Variantenprüfung ist überschaubar, da bereits 2015 ein entsprechendes Projekt ausgearbeitet wurde. Seit 2015 haben sich die Voraussetzungen im Energiebereich stark verändert – und nicht zuletzt hat unsere Partnergemeinde Metzerlen soeben eine moderne, saubere Anlage für ihr Wärmenetz in Betrieb genommen, die mit einheimischem Holz direkt aus dem Wald betrieben wird. In Witterswil besteht seit vier Jahren ein Wärmeverbund mit zentraler Schnitzelheizung für das Schulhaus und 30 private Häuser, weitere Hausbesitzer haben sich bereits für einen Anschluss angemeldet.
Dies spricht für ein JA zum Postulat (Prüfauftrag an den Gemeinderat)
– Lokal nachwachsende Energie aus dem Wald wird genutzt und macht uns unabhängig vom Ausland.
– Holzschnitzel-Nutzung ist nachhaltige Waldpflege.
– Unsere gegenwärtig genutzte Energieholzmenge könnte problemlos verdoppelt werden. Wegen des Klimawandels wird in Zukunft noch viel mehr Fallholz anfallen, das für Schnitzelheizungen genutzt werden kann.
– Der Transport erfolgt direkt ohne Umwege und ohne Zwischenhandel vom Wald zum Verbraucher. Die graue Energie wird auf ein Minimum beschränkt.
– Wärmeverbünde werden neu durch den Kanton massiv subventioniert.
– Alle reden von Stromknappheit und die Strompreise gehen hoch. Wärmepumpen brauchen wesentlich mehr Strom im Vergleich zu Schnitzelheizungen.
Damit Rodersdorf die Chance auf eine weitsichtige und umfassende Lösung nicht vorschnell vergibt, braucht es jetzt ein Ja zum Postulat von Max Eichenberger und Karin Kälin an der EGV.
Postulat Wärmeverbund
Karin Kälin, Max Eichenberger, Mitunterzeichnende: Urs Jeker, Sonja Seeholzer
(Eingabetext, über den abgestimmt werden soll)
Antrag
Der Gemeinderat wird eingeladen, anlässlich der Evaluation des Heizungssystems in Zusammenhang mit dem Schulhausneubau die Erstellung eines kleinen Fernwärmenetzes für die Gemeindeliegenschaften Grossbühl und Dorfzentrum in die Planung mit einzubeziehen. Der Standort für die Holzschnitzel-Heizzentrale im Grossbühl soll geprüft werden. Private entlang der Leitung sollen an den Wärmeverbund, gegen Bezahlung einer Anschlusspauschale, angeschlossen werden können (z.B. Kirche, Bürgerscheune, zukünftiges Baufeld Multifunktionszone).
Die Evaluation soll die folgenden Varianten beinhalten:
- Die Heizzentrale und die Fernwärmeleitung sollen im Besitz der Gemeinde sein
- Verwaltung und Betrieb durch die Gemeinde oder durch einen Contractor
- Nur die Leitung im Besitz der Gemeinde, die Heizzentrale, Verwaltung und Betrieb durch einen Contractor
Das Wärmenetz soll in einer späteren Phase für andere Dorfteile ausbaubar sein.
Begründung
Sowohl die gemeindeeigenen Gebäude im Grossbühl wie auch im Dorfzentrum werden nach wie vor mit Erdöl oder Gas beheizt. Gemäss Protokollauszug des Gemeinderats zur Schulhauserweiterung vom 10. Februar2022 könnte der Schulhausneubau vorerst an die bestehende Ölheizung angeschlossen werden. Über die Umstellung der Heizmethode kann jetzt oder erst später entschieden werden; eine Bauverzögerung wäre nicht zu befürchten.
Der Gemeinderat anvisiert künftig eine Erdsonden-Wärmepumpenheizung im Grossbühl. Dies, obwohl die gemeindeeigenen alten Gebäude auf eine hohe Vorlauftemperatur bei den Radiatoren angewiesen sind, d.h. eine Wärmepumpe einen suboptimalen Wirkungsgrad aufweisen würde.
Im Jahr 2015 wurde ein «Wärmeverbund Rodersdorf» durch die GUNEP GmbH, Generalunternehmung für nachhaltige Energieprojekte evaluiert. Einbezogen waren der Gemeinderat, der Bürgerrat, die Kirchgemeinde, der Revierförster, sowie als möglicher Contractor ADEV und EBM (heute Primeo).
Das Projekt wurde damals vom Gemeinderat aus Kostengründen zurückgestellt, da die Gemeinde die Leitungskosten hätte vorfinanzieren müssen und nur ein Teil der Grundeigentümer hätten anschliessen können.
Die Rahmenbedingungen haben sich dahingehend geändert, dass heute der Ersatz von fossilen Heizungen unbestritten ist und der Kanton Solothurn im Energiekonzept 2022 starke finanzielle Anreize für Solarenergie und Wärmeverbünde vorsieht. Für Wärmenetze und Biomasse-Kraftwerke stehen für einmalige Kosten bis 20 Mio. zur Verfügung. Zentral wichtig für Wärmenetze ist, dass die Grundeigentümer möglichst bald Gewissheit über den Zeitpunkt einer Anschlussmöglichkeit an ein Fernwärmenetz erhalten. Laufend müssen Heizungen ersetzt werden. Ohne einen verbindlichen, öffentlichen Zeitplan werden individuelle Heizungen eingebaut. Damit dauert es immer länger, bis eine ausreichende Energiedichte entlang der Wärmeleitung zustande kommt und damit steigen die Kosten.
Wenn die Gemeinde neu baut und Überlegungen über die Sanierung von Gemeindeliegenschaften anstellt, so ist jetzt der Zeitpunkt da, einen Wärmeverbund konkret abzuklären und somit den unabdingbaren Schritt Richtung erneuerbarer Energie zu machen Ausführliche Unterlagen zur Machbarkeitsstudie sind bereits vorhanden und sind auf der Gemeindeverwaltung hinterlegt.
Behandlung des Postulates
Die Dringlichkeit des Postulates wurde an der EGV vom 23.6.2022 unter Varia behandelt. Die Gemeindeversammlung verneinte die Dringlichkeit.
EGV vom 8. Dezember 2022
Unter Traktandum 4 wird über die Erheblichkeit des Postulates abgestimmt. Wird das Postulat erheblich erklärt, muss der Gemeinderat in der weiteren Planung im Grossbühl als Alternative eine Holzschnitzel-Wärmeverbund prüfen. Wird das Postulat gemäss Antrag des Gemeinderates nicht erheblich erklärt, verpasst die Gemeinde eine grosse Chance.
An der EGV vom 23.6.2022 wurde lediglich über die Dringlichkeit abgestimmt. Für den Gemeinderat ist die Diskussion darüber damit abgeschlossen, da eine «ausführliche und lange Debatte» bereits geführt wurde, wie der Gemeinderat in der Einladung schreibt.
Es mutet seltsam an, dass anlässlich der Einreichung eines Postulates, in Unkenntnis der Begründung, schon eine fundierte inhaltliche Behandlung stattgefunden haben kann. Auch den Originaltext des Postulates erhält der Stimmbürger zur EGV nicht zugestellt, sondern muss in aktiv auf der Webseite suchen gehen. Offenbar ist das Postulat dem Gemeinderat lästig.
Zusätzlich Gründe, das Postulat als erheblich zu erklären
Seit den ersten Diskussionen hat sich die Situation fundamental verändert:
- Dringlichkeit der Klimakrise
- Verpflichtung zu einer weitsichtigen CO2-armen Gesellschaft
- Energiepreise sind stark erhöht und werden in Zukunft kaum wieder stark sinken
- Der Schnitzelpreis wird von unserer eigenen Forstgemeinschaft bestimmt, nicht von Ölbaronen und ist in den letzten Jahren konstant geblieben
- Der Wärmebedarf im Dorfkern wird stark steigen, da die Heizung in alten Häusern saniert werden muss
- Neubauten in der grossen, geplanten Multifunktionszone werden zu einer hohen Energiedichte im Planungsperimeter führen, was die Energiekosten senkt
- Ein Fernwärmenetz ist eine Investition für die nächsten 80 Jahre, die Abschreibungsdauer gemäss HRM2 beträgt 50 Jahre, d.h. 2% pro Jahr
- Wie die Wasserversorgung kann die Fernwärme über Gebühren finanziert werden, ohne Belastung der Gemeinderechnung
- Entgegen der Ansicht des Gemeinderates ist Fernwärme übers Ganze gesehen konkurrenzfähig, aber wenn man das nicht mal prüfen will……..
- Technische Infos: Die Schnitzelfeuerungen neuerer Bauart sind sehr umweltfreundlich, emissionsarm, sicher und besitzen einen hohen automationsgrad. Die Entsorgung der anfallenden Asche ist Bundesweit im Inland geregelt, Projekte zur Verwertung sind weit gediehen.
- Schlussendlich: Es ist einfach nicht sinnvoll, Strom zu Heizzwecken in grossen Mengen einzusetzen (auch nicht in Wärmepumpen)
Rodersdorf hat viel Zeit verloren, andere Gemeinden sind viel weiter. Packen wir es jetzt an.
Andere können es auch: Dok-Film zum Knonaueramt
Zum Thema Schnitzelheizung und Wärmeverbund ab Minute 12:45