Zum neuen Veloweg

Zehn Jahre nach der ersten Idee ist es soweit: Der Veloweg Bättwil/Flüh-Leymen-Rodersdorf wurde am Samstag, 10. Dezember eingeweiht. Die Geschichte und Geschichten dahinter kennt unsere ehemalige Gemeindepräsidentin Karin Kälin, die das Velowegprojekt seit Beginn begleitet hat.

Interview: Timm Eugster

Karin Kälin (damalige Gemeidepräsidentin Rodersdorf) im kleinen Waldstück auf französischer Seite, das später für den Veloweg gerodet wurde.

Wie kam es zur Idee für diesen Veloweg?

Karin Kälin: Als die BLT AG im Jahr 2012 die Geleise und Fahrleitungen erneuerte und dafür eine Baupiste erstellen liess, kontaktierten Dutzende von Personen gleichzeitig die Behörden von Leymen und Rodersdorf: Sie alle forderten die Umwandlung der Schotterpiste in einen Veloweg, respektive eine Piste cyclable, wie die Elsässer sagen. Wir unterstützten die Idee von Beginn an. Relativ bald und unkompliziert teilte die BLT AG ihr Einverständnis mit. So fand am 9. Dezember 2013 eine erste protokollierte Begehung im Beisein von Gemeinderatsdelegationen aus Leymen, Bättwil und Rodersdorf statt (siehe Fotos). Eingeladen hatte das damalige Forum Regio Plus, heute Forum Schwarzbubenland.

Danach überwucherte die Schotterpiste auf weiten Strecken wieder. Weshalb zog sich die Planung so in die Länge?

Nie hätte ich gedacht, dass das grenzüberschreitende Projekt eine solche Komplexität aufweisen und die Umsetzung ein Jahrzehnt dauern würde! Tatsächlich waren zehn Präsidien aus vier Leimentaler Gemeinden, die Communauté des Communes Saint-Louis-Agglomeration (SLA), der Kanton Solothurn sowie etliche regionale und europäische Institutionen und Ingenieurbüros in der Planung und Umsetzung involviert. Das Forum Regio Plus stellte die Vernetzung mit der Regio Basiliensis als Schnittstelle zum Europäischen Förderprogramm Interreg her. Für die Ausarbeitung der detaillierten Projektanträge an den Interreg-Oberrhein durften wir auf die administrative Hilfe des Trinationalen Eurodistricts (TEB) zählen. Der Gemeindeverbund SLA übernahm die Detailplanung.

Es wird gemunkelt, dass das Dossier von Paris abgesegnet werden musste?

(lacht) Nein, weder von Paris noch von Brüssel. Die Subventionsgutsprache erfolgte vom Interreg-Sekretariat in Strasbourg. Tatsächlich mussten Denis Reverret, damaliger Maire-Adjoint von Leymen, und ich das Projekt mehrmals bewerben. Dafür reisten wir nach Kehl in Deutschland, um an einem ganztägigen Interreg-Anlass teilzunehmen und zeigten an TEB-Versammlungen zur Veranschaulichung ein eigens dafür gemachtes Video.

Weshalb lag die Federführung des Projekts bei Leymen?

Der Bezug von Interreg-Fördergeldern für die Realisierung eines grenzüberschreitenden Projekts ist nur möglich, wenn eine europäische Gemeinde oder ein Gemeindeverbund die Projekthauptverantwortung übernimmt. Die Schweizer Gemeinden müssen sich jedoch ideell sowie finanziell massgeblich daran beteiligen. Das Projekt soll der nachhaltigen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung sowie dem territorialen Zusammenhalt in unserer Grenzregion dienen.

Weshalb hat sich der Kanton Solothurn nicht mit Geldern aus dem Bundestopf der Neuen Regionalpolitik (NRP) beteiligt? NRP gilt doch als Schnittstelle zum europäischen Interreg.

Zum Zeitpunkt der Projekteingabe war der kantonale NRP-Topf nicht geäufnet. Damals war es auch nicht möglich, Interreg-Subventionen mit Geldern aus dem AggloBasel zu kombinieren. Heute sieht die Situation anders aus. Interreg zahlt nun die Hälfte an die Planungs- und Baukosten auf französischem Boden. Das ist eine wertvolle und grosszügige Unterstützung! Die Solothurner Gemeinden leisten einen Beitrag nach einem Verteilungsschlüssel. Der Regierungsrat klassifizierte den geplanten Veloweg an seiner Sitzung vom 1. April 2014 als Nebenroute des Schweizer Radwegnetzes. Somit hat sich der Kanton aus der Zahlungspflicht befreit.

Gab es in all den Jahren auch Momente, an denen das Projekt auf der Kippe stand?

(seufzt) Tatsächlich stellte sich mit jedem politischen Wechsel ein Moment der Bange ein. Zum Glück war für Rémy Otmane – Maire von Leymen – das Velowegprojekt eine Herzensangelegenheit. Er war schon bei der ersten Begehung der Piste dabei. Nach dem Gemeindezusammenschluss zur SLA musste das Projekt allerdings neu aufgegleist werden! Auch war es eine Herkulesaufgabe, bei allen Landbesitzenden das Einverständnis einzuholen. Die Subventionszusage durch Interreg und die Co-Finanzierungszusage aller Gemeindeversammlungen verhalfen dem Projekt schliesslich zum Durchbruch.

Begehung des zukünftigen Velowegs im Dezember 2013: Rémy Otmane (damaliger Maire Adjoint) und Danielle Ott (damalige Maire von Leymen) auf dem kurzen Wegstück auf Schweizer Seite.

Was waren die schönsten Momente in all den Jahren?

Durch dieses Projekt konnten die freundschaftlichen Beziehungen zu unseren Nachbardörfern über die Grenzen hinweg wieder aufblühen. An gemeinsamen Diners lebten auch Geschichten über Schlittelvergnügen mit Gemeinderätinnen und Gemeinderäten aus dem solothurnischen und französischen Leimental aus vergangenen Zeiten auf. Anstelle des Schlittelvergnügens freuen wir uns jetzt auf die grenzüberschreitenden Rollfreuden im Dezember 2022!

Karin Kälin, herzlichen Dank für dein grosses Engagement zugunsten des Velowegs!

Wunderbar war das Engagement von so vielen Personen, so auch von Projektleiterin Florence Prudent, die nie an der Realisierung unseres Velowegs gezweifelt hatten.

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